Ulrike Oehler
Psalm 119
1 Wohl denen, die ohne Tadel leben,
die im Gesetz des HERRN wandeln!
2 Wohl denen, die sich an seine Zeugnisse halten,
die ihn von ganzem Herzen suchen,
3 die auf seinen Wegen wandeln
und kein Unrecht tun.
4 Du hast geboten, fleißig zu halten
deine Befehle.
5 O dass mein Leben deine Gebote
mit ganzem Ernst hielte.
6 Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden.
7 Ich danke dir mit aufrichtigem Herzen,
dass du mich lehrst die Ordnungen deiner Gerechtigkeit.
8 Deine Gebote will ich halten;
verlass mich nimmermehr!
9 Wie wird ein junger Mann seinen Weg unsträflich gehen?
Wenn er sich hält an dein Wort.
10 Ich suche dich von ganzem Herzen;
lass mich nicht abirren von deinen Geboten.
11 Ich behalte dein Wort in meinem Herzen,
damit ich nicht wider dich sündige.
12 Gelobet seist du, HERR!
Lehre mich deine Gebote!
13 Ich will mit meinen Lippen erzählen
alle Urteile deines Mundes.
14 Ich freue mich über den Weg deiner
Zeugnisse
wie über allen Reichtum.
15 Ich will nachsinnen über deine Befehle
und schauen auf deine Wege.
16 Ich habe Freude an deinen Satzungen
und vergesse deine Worte nicht.
Dieser Psalm wird auch das "güldene ABC" genannt, da je acht Verse den gleichen Anfangsbuchstaben nach der Ordnung des hebräischen Alphabets tragen. Es ist der längste Psalm und man sollte Zeit und Muße haben, die 176 Verse zu lesen. Am besten liest man sie abschnittsweise. Heute widmen wir uns den Versen 1-16.
In diesem Psalm finden wir viele uns bekannte Worte wieder. Man kann sagen, es sind 22 in sich geschlossene Abschnitte. Es ist ein buntes Mosaik und beim Lesen des gesamten Palmes fällt ins Auge, dass der Psalmist sich oft wiederholt. Man findet in diesem Psalm sowohl Segensworte mit denen er beginnt, Danklieder, Hymnus, Klagemotive, viele Bitten, Vertrauensäußerungen und Weisheitssprüche.
Gottes Wort und Gesetz sind der bestimmende Faktor im gesamten Leben des Gläubigen. Es gibt kaum eine Zeile ohne den Hinweis auf Gottes Wort und Gesetz, auch wenn andere Begriffe verwendet werden, die aber genau das ausdrücken. Man kann annehmen, dass der Psalmbeter an viele eigene Lebenssituationen denkt. So kann man gut nachvollziehen, wieviel Kraft und Hilfe er in seinem Leben und für sein Leben erfahren durfte; und das möchte er gern mitteilen und weitergeben auf eine sehr ausführliche und gerade zu prosaische Art und Weise.
Schon die ersten acht Verse erinnern an Psalm 1 und nehmen seine Intuition auf. Nach Gottes Wort und Gesetz zu leben, trägt zu einem sinnvollen Leben bei. „Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden.“ Und das lässt ihn von ganzem Herzen dankbar sein und voller Freude.
Ich habe Freude an deinen Satzungen und vergesse deine Worte nicht.
Vorstand des Evangelischen Stift Freiburg