Eine andere Form des geistlichen Impuls
Da es zur Zeit keine Gottesdienste geben darf, möchte ich Ihnen gerne auf diesem Weg einen geistlichen Impuls für den Geistlicher Impuls, 5. Sonntag nach Trinitatis senden, Sie alle herzlich grüßen und Ihnen vor allem Gottes Schutz und Segen wünschen.
Ihre Stiftspfarrerin
Ulrike Oehler
Wir freuen uns, dass Prälat Prof. Dr. Schächtele sich für den geistlichen Impuls
für diesen Sonntag sofort bereiterklärt hat. Er grüßt hiermit alle ganz
herzlich.
Traugott Schächtele (* 1957 in Wolfenweiler) ist evangelischer Theologe und seit August 2010 Prälat für den Kirchenkreis Nordbaden der Evangelischen Landeskirche in Baden.
Theologie studierte er in Freiburg, Tübingen, Basel und Heidelberg. 2007 übernahm er eine Professur für evangelische Theologie an der Evangelischen Hochschule in Freiburg wurde 2012 zum Honorarprofessor der Evangelischen Hochschule Freiburg ernannt.
Wir freuen uns besonders, dass sich Prälat Prof. Dr. Schächtele immer noch Freiburg und dem Evangelischen Stift Freiburg verbunden fühlt!
Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es
tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Und Simon antwortete und sprach:
Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf
dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. Und als sie das taten, fingen sie eine
große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. Und sie winkten ihren
Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen
helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. Und
sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.
Lukas 5,4-7.11
Gott wendet alles zum Guten
„Simon, fahre mit deinen Leuten hinaus und wirf die Netze aus!“ Simon traut seinen
Ohren nicht, als ihn dieser Jesus dazu auffordert. Warum soll er eigentlich auf diesen
Jesus hören? Fischfang – das ist doch sein Beruf. Da kennt er sich aus. Die
vergangene Nacht war eine einzige Enttäuschung. Kein einziger Fisch, der im Netz
hängen geblieben ist. Dieser Jesus ist doch ein Handwerker, der sich darauf versteht,
mit Holz umzugehen.
Er ist aber auch einer, der es nicht einmal geschafft hat, den väterlichen Betrieb
weiterzuführen. Stattdessen zieht er als Prediger und Wundertäter durch die Lande!
Wieso maßt sich dieser Mann vom Lande an, ihm, dem Seeerfahrenden, einen Rat zu
geben?
Simon setzt alles auf eine Karte. Schaden kann es doch zumindest nicht. Und mehr
als leer können die Netze nicht bleiben. Gut, es ist schon viel zu hell für eine
erfolgreiche Fahrt. Keine Bewegung im Wasser. Doch irgendetwas lässt ihn losfahren.
Was ihm dann ins Netz geht, ändert sein Leben – von Grund auf. Simon spürt: Bei
dem, was sich hier abgespielt hat, sind andere Mächte im Spiel. Da hat einer alles
über den Haufen geworfen, worauf er bislang gesetzt hat. Simon macht den Fang
seines Lebens. Nicht nur mit den reichlich ins Netz gefangenen Fischen. Sondern mit
dem, der ihm den Blick auf Gott öffnet. Eine solche Fülle – die schafft nur Gott. Und
der, in dem Gott den Menschen in dieser Welt nahekommt. Der, in dem er mit den
Händen zu greifen ist.
Diesen Jesus lässt er nicht mehr los. Und seinen Gefährten, Jakobus und Johannes
geht es nicht anders. Sie lassen alles liegen und machen sich auf einen neuen Weg.
Wechseln von Beruf der Fischfänger auf dem See ins Lager des Menschenfängers
auf dem Land. Mitten im Leben brechen sie noch einmal auf. Sie geben ihrem Leben
eine neue Richtung. Weil sie dem einen begegnet sind, aus dessen Gesicht ihnen die
Menschenfreundlichkeit Gottes entgegenleuchtet. Weil sie den zweiten Versuch
gewagt haben.
Leben heißt, immer noch einen neuen Versuch wagen. Leben heißt, noch einmal
umzulernen. Leben heißt, es darauf ankommen lassen, dass mir im Wort eines
anderen, Gott selber begegnet. Was bleibt, als sich dann auf das große Wagnis der
Nachfolge einzulassen. Und dabei das eigene Leben noch einmal in einem ganz
anderen Licht zu sehen. Wie Simon. Wie Jakobus und Johannes.
Gebet
Gott, meine Lebensgeschichte ist nie einfach fertig. Darum ist es nie zu spät, noch
einmal aufzubrechen. Mich aus meinem alten Blickwinkel herausrufen zu lassen. Mit
all dem, was mir bisher wichtig gewesen ist. Aber auf einem neuen Weg, auf dem du.
Gott, mir entgegenkommst. Amen.
Prof. Dr. Traugott Schächtele
In diesem Glauben und Vertrauen beten wir:
Vater unser im Himmel
geheiligt werde dein Name, Dein Reich komme, Dein
Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser Tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und
führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn Dein
ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.Carsten Jacknau
Vorstand des Evangelischen Stift Freiburg