Balkon-Andacht zu Ostern
26. November 2017Kurzfilmcafé Alles im Fluss
19. Dezember 2018Pflegepolitik der Großen Koalition
Tropfen auf den heißen Stein?
Stiftspostillchen
Die Interviews sind in der Frühlingsausgabe 2018 des Stiftspostillchen erschienen. Dort finden Sie weitere spannende Berichte und Interviews aus den Häusern des Evangelischen Stift Freiburg.
Positionen zum Koalitionsvertrag 2018
171 Tage hat die Bildung der nunmehr 24. Regierung der Bundesrepublik Deutschland gedauert. Am Ende lag es an der SPD-Basis dem Koalitionsvertrag zuzustimmen. Hat die Politik darin die richtigen Ansätze für die Pflege gefunden? Wir haben unsere Mitarbeitenden gefragt:
171 Tage hat die Bildung der nunmehr 24. Regierung der Bundesrepublik Deutschland gedauert. Am Ende lag es an der SPD-Basis dem Koalitionsvertrag zuzustimmen. Hat die Politik darin die richtigen Ansätze für die Pflege gefunden? Wir haben unsere Mitarbeitenden gefragt:
Redaktion: Bundesweit 8.000 Fachkräfte mehr in der medizinischen Behandlungspflege – ein Tropfen auf den heißen Stein?
Den Ansatz, medizinische Behandlungspflege für die Pflegeheime auch aus der gesetzlichen Krankenversicherung zu refinanzieren, finde ich gut. Der Anteil der Behandlungspflege steigt nämlich stetig.
In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein Witz. Woher sollen diese 8.000 Fachkräfte kommen? Bis 2050 werden uns wegen der demographischen Entwicklung Hunderttausende Fachkräfte fehlen.
Was da letztlich pro Einrichtung übrig bleibt, ist nicht der Rede wert. Das geht am Bedarf vorbei.
Im Koalitionsvertrag spricht die Regierung von einer Ausbildungsoffensive ohne konkret zu werden. Wie kann die Attraktivität des Pflegeberufs verbessert werden?
Die Pflege muss weiter akademisiert werden. Dadurch können die Fachkräfte schneller reagieren und werden unabhängiger auch von den Hausärzten. Wer weiß besser, was den Bewohnern guttut, als diejenigen, die ständig in ihrer Nähe sind?
Die Einsatzzeiten in den Pflegeeinrichtungen sollten flexibilisiert werden, damit der Beruf auch für Fachkräfte mit Familien oder pflegebedürftigen Angehörigen attraktiv bleibt.
Das allerwichtigste ist eine bessere Bezahlung und eine bundesweite Angleichung der Gehälter nach Tarif. Dann hätte der Beruf auch ein anderes Standing.
Wir brauchen mehr gesellschaftliche Anerkennung für die Pflegekräfte. Es muss die Wahrnehmung vorherrschen, dass es ehrenhaft ist, sich um Menschen zu kümmern, die viel geleistet haben, die unser Land aufgebaut haben. Die Arbeit in der Pflege muss eine starke Identifikation ermöglichen.
Was hätte stattdessen im Koalitionsvertrag stehen müssen?
Ich wünsche mir mehr Investitionen in die Pflege. Im Vergleich, Deutschland investiert etwa 1% des Bruttoinlandsprodukts in die Pflege, in Holland und Schweden liegt der Anteil bei über 3%*. Wir müssen uns hier mehr leisten.
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist eigentlich nur ein Symptom. Die Ursache liegt in der grundsätzlich negativen Einstellung unserer Gesellschaft gegenüber dem Alter. In unserer heutigen Zeit zählt, wer schön, jung und leistungsfähig ist. Wir müssen dem Alter wieder einen positiven Wert beimessen. Dann wird der Pflegeberuf auch für Junge wieder interessant.
Das Ansehen des Pflegeberufs muss gefördert werden, indem die Fachkompetenz der Pflegekräfte mehr respektiert wird, bspw. gegenüber Prüfinstanzen und den Ärzten. Die Pflegekräfte müssen hier weiter und vermehrt an ihrem Selbstverständnis arbeiten, mehr auf ihre Fachlichkeit vertrauen und selbstbewusster auftreten.