Ulrike Oehler
Die Gefangenschaft des Paulus und die Verkündigung des Evangeliums
(Phil 1,12-26)
12 Ich lasse euch aber wissen, Brüder und Schwestern: Wie es um mich steht, das ist zur größeren Förderung des Evangeliums geschehen. Denn dass ich meine Fesseln für Christus trage, das ist im ganzen Prätorium und bei allen andern offenbar geworden, und die meisten Brüder in dem Herrn haben durch meine Gefangenschaft Zuversicht gewonnen und sind umso kühner geworden, das Wort zu reden ohne Scheu.
15 Einige zwar predigen Christus aus Neid und Streitsucht, einige aber auch in guter Absicht: 16 diese aus Liebe, denn sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums hier liege; 17 jene aber verkündigen Christus aus Eigennutz und nicht lauter, denn sie möchten mir Trübsal bereiten in meiner Gefangenschaft. 18 Was tut's aber? Wenn nur Christus verkündigt wird auf jede Weise, es geschehe zum Vorwand oder in Wahrheit, so freue ich mich darüber.
Aber ich werde mich auch weiterhin freuen; denn ich weiß, dass mir dies zum Heil ausgehen wird durch euer Gebet und durch den Beistand des Geistes Jesu Christi, wie ich sehnlich erwarte und hoffe, dass ich in keinem Stück zuschanden werde, sondern dass frei und offen, wie allezeit so auch jetzt, Christus verherrlicht werde an meinem Leibe, es sei durch Leben oder durch Tod. 21 Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Ich finde diese Zeilen bewundernswert und es zeigt wie fest im Glauben Paulus steht. Unglaublich wie er angesichts seiner Situation (er befindet sich ja im Gefängnis), dieser Situation noch so eine positive Seite aufzeigen kann. Er ist weder verzweifelt noch enttäuscht, sondern versucht seiner Situation einen Sinn abzugewinnen. Auch zieht er sich nicht einfach zurück, sondern er ist auch dort an der Situation der Gemeinde interessiert und lässt sich wohl berichten. Denn er spricht an, dass es wohl Prediger in der neuen Gemeinde gibt, die aus falschen Beweggründen tätig sind und zwar sagt er aus Neid und Streitsucht. Umso dankbarer ist er für die, die in guter Absicht das Evangelium predigen. Er versucht die Wahrnehmung dieser Gemeinde zu schärfen, damit sie zwischen falschen und richtigen Predigern unterscheiden lernen und sich nicht täuschen zu lassen und damit enttäuscht zu werden. Zwar ist er traurig darüber, aber über allen steht die Verkündigung des Heils in Jesus Christus. Trotz seiner misslichen Lage im Gefängnis tut das der Verkündigung keinen Abbruch, sondern im Gegenteil, Menschen werden ermutigt, sich zu Christus zu bekennen. Paulus sieht sich ganz im Dienst von Christus und stellt sich und sein Leben zurück, so kann er dann bekennen. Denn Christus ist mein Leben, und Sterben ist mein Gewinn.
Vielleicht können wir von Paulus lernen, dass es auch in schwierigen Lagen des Lebens immer auch einen positiven Aspekt gibt und ein Licht am Ende des Tunnels!
So breitet sich das Evangelium auch in Europa weiter aus und der ganzen Welt aus. So kann und darf man sich von Paulus ermutigen lassen, zu seinem Glauben trotz mancher Widrigkeit mutig zu stehen. Unserer Wurzeln sind und bleiben in unserem Herrn Jesus Christus, der auch uns in allen
Lebenslagen zur Seite steht.
In diesem Glauben und Vertrauen beten wir
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden, unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen
Vorstand des Evangelischen Stift Freiburg