Geistlicher Impuls 06.11.2022
4. November 2022Geistlicher Impuls 20.11.2022
18. November 2022Geistlicher Impuls
Eine andere Form des geistlichen Impuls
da es zur Zeit keine Gottesdienste geben darf, möchte ich Ihnen gerne auf diesem Weg einen geistlichen Impuls senden, Sie alle herzlich grüßen und Ihnen vor allem Gottes Schutz und Segen wünschen.Ihre Stiftspfarrerin
Ulrike Oehler
Grenzen des Wissens oder
das Leben in Ungewissheit
11 1 Lass dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit.
2 Teile aus unter sieben und unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird.
3 Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde, und wenn der Baum fällt - er falle nach Süden oder Norden zu -, wohin er fällt, da bleibt er liegen.
4 Wer auf den Wind achtet, der sät nicht, und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht.
5 Gleichwie du nicht weißt, welchen Weg der Wind nimmt noch die Geheimnisse im Leib der Schwangeren, so kannst du auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.
6 Am Morgen säe deinen Samen, und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das oder ob beides miteinander gut gerät.
Diese Verse des Predigers bestehen aus mehreren einzelnen Sprüchen, die alle die Unsicherheiten und Ungewissheiten des Lebens und Planens zum Ausdruck bringen. Wie immer sieht er sich nicht in der Rolle des Mahners mit erhobenem Zeigefinger, sondern stellt lediglich fest. Im zweiten Vers bedient er sich des gängigen Stilmittels des Zahlenspruchs. So sind z. B. die Zahlen sieben oder zwölf sehr relevant.
In sieben Tagen hat Gott die Welt erschaffen, es gibt die zwölf Stämme Israels und zwölf Jünger und Apostel.
Wir werden hier vom Prediger abermals auf unsere Begrenztheit und die Ungewissheit menschlicher Wirkungsmöglichkeiten in dieser Welt hingewiesen. Der Regen kommt und geht, so wie es die Naturordnung vorsieht. Es fällt der Baum, der fallen soll. Hier kommt die unabänderliche Gesetzesmäßigkeit des Naturgeschehens zu Tage. Selbst wenn wir, wie in Vers 4, auf die Naturereignisse sehen, haben wir letztendlich auf sie keinen Einfluss. Paul Gerhardt sagt in seinem Lied: „1. Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand: Der tut mit leisem Wehen sich mild und heimlich auf und träuft, wenn heim wir gehen, Wuchs und Gedeihen drauf. „
Daraus könnte man folgern, dass wir uns nicht von unseren Vorhaben abbringen lassen sollen, sondern sie mutig und getrost anpacken, auch wenn wir sie nicht so beeinflussen können, wir es gerne hätten. Im 5. Vers bringt es der Prediger dann auf den Punkt, indem er sagt: „Du kannst auch Gottes Tun nicht wissen, der alles wirkt.“ Dieses Wissen von Gottes Unerforschlichkeit und Größe steckt hinter all seinen Ausführungen. Vielleicht kann man seine Intention kurz auf einen Nenner bringen: “Wer wagt, gewinnt.“
Vater unser im Himmel, geheiligt werde Dein Name. Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden, unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen, denn Dein ist das Reich, und die Kraft, und die Herrlichkeit, in Ewigkeit. Amen
Carsten Jacknau
Vorstand des Evangelischen Stift Freiburg